Sylvia Mönnich - Hobbyautorin schreibt Vertrieben und dann?

Vertrieben und dann?

Die Leipziger Buchmesse ist wieder da

Zu Recht wird die Leipziger Buchmesse als das wichtigste Buch- und Medientreffen in der ersten Hälfte des Jahres gehandelt. An der Autobahnabfahrt zum Messegelände an der A14 bilden sich sowohl Freitag als auch Samstag lange Schlangen und die Parkplätze werden trotz vieler Helfer vor Ort zur Mangelware. Wer mit den Öffentlichen anreisen will, ist nicht besser dran. Die Wartenden müssen Geduld aufbringen. Doch das schreckt keinen davon ab, das Leipziger Frühjahrs-Highlight auf der Neuen Messe zu besuchen. Das geschriebene Buch ist nicht tot. Ein grandioser Erfolg!

(Sylvia Mönnich – Auszug aus ihrem Buch „Vertrieben und dann?“)

Vertreibung der Ungarn-Deutschen aus ihrer Heimat

Stiefel traten gegen die geschlossene Eingangstür, danach unverständliches Gebrüll. „Raustreten! Sachen nehmen! Das, was ihr tragen könnt!“, schrie die Stimme in barschem Ton. „Ihr habt zwei Stunden Zeit!“

Entsetzen!

Es war der 25. August 1947. Elisabeth erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen. Nie wieder hatte sie so viel Angst, wie damals als Kind, auch wenn seitdem über sieben Jahrzehnte vergangen waren. 

Elisabeth Schmidt, Lieschen oder Liesbeth genannt, erinnert sich an eine sonnige Kindheit. Bis zum Kriegsende im Jahre 1945 wuselte die Achtjährige unbeschwert zwischen den Beinen ihrer Mutter, noch viel lieber ihrer Großmutter herum. Der Bauernhof, auf dem sie aufwuchs, war ihr Paradies. Stundenlang schaute sie den Hühnern zu, wie sie die dicken, großen Maiskörner pickten. Sie drückte ihre Puppe an sich, die ihr Patenonkel Janós geschenkt hatte. Der Kopf war mit Lappen umwickelt und mit Stroh ausgestopft, den Puppenkörper hatte ihre Tante aus eingefärbter Wolle gehäkelt und ihr große schwarze Augen aufgestickt. Es war Lieschens erste Puppe und sie liebte sie abgöttisch. Ihr sieben Jahre älterer Bruder Friedrich half schon tüchtig in der Bauernwirtschaft, er hätte sie eines Tages übernehmen sollen. Es kam anders.

Vertrieben

Wie fühlt es sich an, innerhalb von wenigen Stunden sein Hab und Gut zusammenpacken und seinen Hof und seine Heimat verlassen zu müssen? 

Über das Leben ihrer Eltern und das Schicksal als Vertriebene aus Ungarn und Schlesien nach dem zweiten Weltkrieg schreibt Sylvia Mönnich in ihrem Buch „Vertrieben und dann?“

Vertrieben und dann?

Für meine Familie, unsere Verwandten, Freunde und alle, die sich für das Leben und Schicksal der Ungarn-Deutschen und Schlesier nach dem zweiten Weltkrieg interessieren.

Ein paar Gedanken vorweg

Niemand von uns möchte sich vorstellen, dass ihm sein Zuhause von einer Stunde auf die andere nicht mehr gehört. 

Vielen Ungarn-Deutschen und Schlesiern ging es nach dem zweiten Weltkrieg so. Das Potsdamer Abkommen gab den Siegermächten das Recht, die seit dem 18. Jahrhundert in Ungarn oder Schlesien ansässigen Deutschen aus ihren Bauernwirtschaften zu vertreiben und in die Grenzen des neuen Deutschlands zu verweisen. 

Ob damals einer ahnte, dass es für immer sein sollte? Wahrscheinlich nicht. Auch die kleine Elisabeth, ihre Eltern und Großeltern aus dem ungarn-deutschen Dorf Fel­sönána sechzig Kilometer südlich des Balatons stammend, waren von diesem Schicksal betroffen. 

Der fünfzehnjährige Herbert, ihr späterer Ehemann, wurde mit seiner Familie aus Gaablau in Nieder­schlesien, dem heutigen Jabłów aus dem Powiat Wałbrzyski in Polen vertrieben. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden sowohl die Ungarn-Deutschen als auch die Schlesier Umsiedler genannt. Doch das stimmt nicht. Wenn überhaupt, dann waren sie zwangsumgesiedelt. Tatsächlich waren sie Heimatvertriebene. Erst viele Jahre später haben sie davon erzählt. Ich gehöre zur Generation der Babyboomer und wünsche mir, dass die Geschichte meiner Familie und der vielen anderen, die dieses Schicksal teilten, nicht vergessen wird. Deshalb habe ich ihre Worte für uns und die Nachwelt, wie sie meine Mutti und mein Vati erzählten, zu Papier gebracht.                 

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